Was sind Europäische Green Bonds?
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In einer Welt, die zunehmend auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz setzt, gewinnen Green Bonds immer mehr an Bedeutung. Diese »grünen Anleihen« ermöglichen es Anlegern, ihr Kapital gezielt in umweltfreundliche Projekte zu investieren und gleichzeitig eine Rendite zu erzielen.
Besonders in Europa hat die Einführung des European Green Bond Standards (EuGBS) einen wichtigen Schritt zur Förderung nachhaltiger Finanzierungen markiert. Doch was genau sind Europäische Green Bonds, wie funktionieren sie und welche Vorteile bieten sie für Kapitalanleger? Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick.
Inhalt
Für grüne Anleihen gibt es unterschiedliche Richtlinien, zum Beispiel von der Climate Bonds Initiative (CBI) oder der International Capital Market Association (ICMA).
Der European Green Bond Standards (EuGBS) ist besonders streng und schreibt höhere ökologische Mindeststandards vor.
Was sind European Green Bonds?
Europäische Green Bonds sind eine spezielle Art von Anleihen, die von der Europäischen Union eingeführt wurden, um nachhaltige Finanzierungen zu fördern. Diese Anleihen, die nach dem European Green Bond Standard (EuGBS) klassifiziert sind, sollen sicherstellen, dass die Mittel aus ihrer Emission für ökologisch nachhaltige Projekte verwendet werden und Greenwashing verhindern.
Der EuGBS ist am 21. Dezember 2024 in Kraft getreten und ist ein wichtiger Schritt der EU, um die Klimaziele des Pariser Abkommens von 2015 zu erreichen.
Der European Green Deal Investment Plan von 2020 sieht grüne Anleihen als entscheidende Finanzierungsinstrumente für diese Transformation vor. Der EuGBS soll sowohl das Angebot als auch die Nachfrage nach grünen Anleihen steigern, indem er klare Standards setzt, die den Anforderungen der EU-Taxonomie für nachhaltige Investitionen entsprechen.
Europäische Green Bonds funktionieren ähnlich wie herkömmliche Anleihen, jedoch mit spezifischen Anforderungen an die Verwendung der Mittel: Mindestens 85% der Erlöse müssen für Projekte verwendet werden, die den Kriterien der EU-Taxonomie entsprechen. Diese Projekte können in Bereichen wie erneuerbare Energien, Energieeffizienz, nachhaltige Verkehrssysteme, Wasser- und Abfallmanagement, nachhaltige Landwirtschaft, Klimaschutzmaßnahmen sowie Forschung und Entwicklung liegen.
Die restlichen maximal 15% der Erlöse aus grünen Anleihen können für Aktivitäten verwendet werden, die zwar mit den Zielen der EU übereinstimmen, aber nicht vollständig den Taxonomiekriterien entsprechen. Das soll eine gewisse Flexibilität bei der Finanzierung innovativer Projekte ermöglichen.
European Green Bonds und herkömmliche Anleihen: Was ist der Unterschied?
Green Bonds und normale Anleihen sind beides festverzinsliche Wertpapiere, die von Regierungen, Unternehmen oder anderen Institutionen ausgegeben werden, um Kapital zu beschaffen.
Es gibt jedoch einige wesentliche Unterschiede zwischen diesen beiden Anleihetypen:
Verwendung der Erlöse
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Green Bonds Die Erlöse aus Green Bonds sind zweckgebunden und müssen für umweltfreundliche Projekte verwendet werden.
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Normale Anleihen Die Erlöse aus normalen Anleihen können für eine Vielzahl von Zwecken verwendet werden, die nicht unbedingt umweltfreundlich sein müssen.
Transparenz und Berichterstattung
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Green Bonds Emittenten von Green Bonds müssen umfassende Informationen über die Verwendung der Mittel bereitstellen und regelmäßig über die Fortschritte der finanzierten Projekte berichten.
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Normale Anleihen Bei normalen Anleihen gibt es keine spezifischen Anforderungen an die Transparenz bezüglich der Verwendung der Mittel.
Externe Verifizierung
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Green Bonds Viele Green Bonds werden von unabhängigen Dritten verifiziert, um sicherzustellen, dass die Mittel tatsächlich für nachhaltige Zwecke verwendet werden. Diese Verifizierung erfolgt nach Standards wie den Green Bond Principles (GBP) oder den European Green Bond Standards (EuGBS).
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Normale Anleihen Normale Anleihen unterliegen keiner speziellen externen Verifizierung hinsichtlich der Verwendung der Mittel.
Marktsegment
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Green Bonds Der Markt für Green Bonds ist ein Nischensegment innerhalb des breiteren Anleihemarktes. Obwohl er in den letzten Jahren erheblich gewachsen ist, ist er im Vergleich zum Markt für normale Anleihen immer noch klein.
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Normale Anleihen Der Markt für normale Anleihen ist deutlich größer und umfasst eine breite Palette von Emittenten und Investoren.
Investorennachfrage
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Green Bonds Die Nachfrage nach Green Bonds wird zunehmend von Investoren getrieben, die ihre Portfolios mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Zielen (ESG) in Einklang bringen möchten.
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Normale Anleihen Die Nachfrage nach normalen Anleihen wird hauptsächlich von traditionellen Investitionszielen wie Rendite und Sicherheit bestimmt.
Green Bonds bieten eine Möglichkeit, Kapital gezielt für umweltfreundliche Projekte zu mobilisieren und dabei hohe Transparenz und externe Verifizierung zu gewährleisten. Normale Anleihen hingegen bieten mehr Flexibilität in der Verwendung der Mittel, jedoch ohne die spezifischen Nachhaltigkeitsanforderungen und Berichterstattungspflichten von Green Bonds.
Wie funktionieren Europäische Green Bonds?
Ein zentrales Merkmal des EuGBS ist die Transparenz: Emittenten müssen umfassende Informationen über die Verwendung der Mittel bereitstellen, einschließlich Prospekten und Wirkungsberichten. Zudem ist eine unabhängige Überprüfung erforderlich, um sicherzustellen, dass die Mittel tatsächlich für nachhaltige Zwecke verwendet werden. Diese Maßnahmen sollen Greenwashing verhindern, das Vertrauen der Investoren stärken und sicherstellen, dass die Projekte tatsächlich positive Umweltauswirkungen haben. Mindestens 85% der Erlöse müssen für ökologisch nachhaltige Projekte verwendet werden.
Für Kapitalanleger bieten Europäische Green Bonds mehrere Vorteile:
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Erhöhte Transparenz: Anleger können genau nachvollziehen, wie ihre Investitionen verwendet werden und welche Umweltauswirkungen sie haben.
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Vertrauen in Nachhaltigkeit: Der EuGBS schafft Vertrauen in die Integrität grüner Anleihen und schützt vor Greenwashing.
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Marktstandard: Anleihen, die nach dem EuGBS klassifiziert sind, könnten einen besonderen Wert auf dem Markt haben und als »Goldstandard« angesehen werden.
Risiken und Herausforderungen von European Green Bonds
Wie bei allen Geldanlagen, gibt es auch bei grünen Anleihen Risiken und Herausforderungen.
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Einige Marktteilnehmer befürchten, dass die strengen Anforderungen des EuGBS den Zugang zu Finanzierungen erschweren könnten.
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Der EuGBS ist freiwillig, was bedeutet, dass nicht alle Emittenten sich an diesen Standard halten müssen.
Der EuGBS bietet zwar klare Richtlinien und erhöht die Transparenz, was das Vertrauen der Investoren stärkt. Anleger sollten jedoch stets sorgfältig prüfen, ob die Projekte tatsächlich den hohen Standards entsprechen und nachhaltige Ergebnisse liefern.
Wo gibt es Green Bonds?
Es gibt mehrere spezialisierte Anbieter und Emittenten von Green Bonds. Es gibt auch spezialisierte Fonds und ETFs, die in Green Bonds investieren.
Zu den bekanntesten Emittenten von Green Bonds gehören zum Beispiel:
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die Europäische Investitionsbank (EIB), die einer der größten Emittenten von Green Bonds weltweit ist. Die EIB finanziert Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und nachhaltige Infrastruktur.
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die KfW Bankengruppe, die zum Beispiel Projekte zur Förderung von Umwelt- und Klimaschutz unterstützt.
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die Großbank HSBC, die Green Bonds emittiert hat, um nachhaltige Projekte weltweit zu unterstützen.
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BNP Paribas, eine weitere Großbank, die mit ihren Green Bonds Projekte zur Bekämpfung des Klimawandels finanziert.
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Und auch Unternehmen wie zum Beispiel Apple, das Green Bonds emittiert, um Projekte zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks zu finanzieren.
Spezialisierte Fonds und ETFs sind zum Beispiel
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Lyxor Green Bond (DR) UCITS ETF: Ein börsengehandelter Fonds, der in zertifizierte grüne Anleihen investiert und Anlegern eine effiziente Möglichkeit bietet, in nachhaltige Projekte zu investieren.
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Amundi Green Bonds: Amundi bietet verschiedene Fonds an, die sich auf Investitionen in Green Bonds konzentrieren.
Wie kauft man Green Bonds?
Der Kauf von Green Bonds funktioniert grundsätzlich wie der Kauf von herkömmlichen Anleihen. Anleger müssen »nur« ein paar zusätzliche Schritte unternehmen, um sicherzustellen, dass die Anleihen tatsächlich umweltfreundlich sind.
Im ersten Schritt sollte man prüfen, ob die Anleihe den Green Bond Principles (GBP) oder den European Green Bond Standards (EuGBS) entspricht.
Nach dem Kauf sollten Anleger regelmäßigen Berichte des Emittenten überprüfen. Diese Berichte enthalten Informationen darüber, wie die Mittel verwendet werden und welche ökologischen Auswirkungen die finanzierten Projekte haben.
Wie bei herkömmlichen Anleihen können Green Bonds bis zur Fälligkeit gehalten und regelmäßige Zinszahlungen erhalten werden. Alternativ können sie vor der Fälligkeit verkauft werden, wenn man das investierte Geld anderweitig benötigt oder von Kursgewinnen profitieren möchte.
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(MB)