Deutsche Staatsanleihen für Privatanleger wieder attraktiv
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Es ist nicht ganz 30 Jahre her, da konnte man mit Bundeswertpapieren Renditen von mehr als 6 % erzielen. Beliebt waren vor allem Bundesschatzbriefe und Finanzierungsschätze des Bundes. Jahrzehntelang hat das Anlegen in die Bundestitel hervorragend funktioniert. Bis die Ära der Null- und Negativzinsen begann, und mit ihr auch Bundeswertpapiere für die meisten Privatanleger unattraktiv wurden. Doch diese Ära ist vorerst vorbei.
Es gibt wieder Zinsen, nicht nur für Tages- und Festgeld, sondern auch für Sparer, die dem Staat Geld leihen. Wer Anleihen des Bundes kauft, konnte im Frühjahr 2023 teilweise sogar bessere Renditen erzielen als mit Festgeldanlagen, trotz Bankenkrise und den Kursverlusten, die viele Kreditinstitute mit ihren Investitionen in Anleihen haben.
Wie das geht und wie sich gute Renditen herausholen lassen – folgend die wichtigsten Fragen und Antworten.
Inhalt
Was sind Bundeswertpapiere?
Ob für die Bundeswehr, neue Bahnschienen oder für die gesetzliche Rentenversicherung – der Staat braucht viel Geld. Da die Steuereinnahmen dafür in der Regel nicht ausreichen, macht die Bundesrepublik Deutschland Schulden. Deshalb gibts Bundeswertpapiere.
Mit diesen Schuldverschreibungen leiht sich der Bund bei Anlegern für eine bestimmte Zeit Geld. Die Käufer der Anleihen, Privatanleger genauso wie Versicherungen, Banken oder Investmentfonds, geben dem Staat einen Kredit über einen konkreten Betrag, den dieser wieder zurückzahlen muss.
Die Kreditgeber, die das (theoretische) Risiko eingehen, ihr Geld nicht mehr oder nur noch teilweise zurückzubekommen, erhalten als »Prämie« für ihren Kredit Zinsen.
Sind Bundeswertpapiere attraktiver als Festgeld?
Die Festgeldzinsen sind kräftig gestiegen. Im Frühjahr 2022 bewegten sie sich nach Angaben des Verbraucherportals biallo.de im Durchschnitt noch bei unter 0,25 %. Ein Jahr später gab es für Festgeld mit sechs Monaten Laufzeit im Durchschnitt 1,60 % und für zwölf Monate bereits 1,73 %. In der Spitze rückten Banken mit deutscher Einlagensicherung für Festgeld je nach Laufzeit Zinsen zwischen 2,30 % (sechs Monate), 3 % (zwölf Monate) oder 3,5 % (24 Monate) heraus. Die Renditen vergleichbarer Bundeswertpapiere lagen im Frühjahr 2023 deutlich darunter, weil sie nach der Pleite der Silicon Valley Bank teilweise unter die Marke von 3 % gefallen sind. Trotzdem sind die deutschen Staatsanleihen für Privatanleger nach wie vor attraktiv – zunächst aus zwei Gründen:
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Die überdurchschnittlich hohen Zinsen für Festgeld gibt es meist nur bei kleineren Privatbanken. Bei den Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken, bei denen viele Kunden nach wie vor ihr Girokonto haben, liegen die Zinsen für Festgeld sogar häufig noch unterm Durchschnitt. Und für Tagesgeld gibt es bei diesen Geldhäusern, wenn überhaupt, oft nur mickrige Zinsen von unter 0,5 %.
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Wer überdurchschnittlich gute Konditionen für Festgeld haben will, muss oft die Bank wechseln, ein neues Konto eröffnen mit neuem Freistellungsauftrag. Das ist vielen Kunden zu aufwendig.
Wer deshalb nicht zu einer anderen Bank wechseln will, hat mit Bundeswertpapieren eine sichere Alternative. Vor allem bei Laufzeiten von wenigen Monaten bis zu zwei Jahren sind die Renditen der Bundesanleihen deutlich höher, als das bei den meisten Festgeldangeboten der Fall ist.
Wo und in welcher Form werden Bundeswertpapiere gehandelt?
Bundeswertpapiere gibt es mit verschiedenen Laufzeiten. Neu aufgelegte Bundesanleihen haben Laufzeiten von sieben bis maximal 30 Jahren. Bei den sogenannten Bundesobligationen sind es fünf Jahre, bei den Bundesschatzanweisungen ein oder zwei Jahre. Die Papiere lassen sich in der Regel problemlos kaufen und verkaufen, ohne dass eine Mindestanlagesumme verlangt wird.
Die meisten Bundeswertpapiere werden gehandelt wie Aktien, etwa an der Börse Stuttgart, der Frankfurter Wertpapierbörse oder elektronischen Handelsplattformen wie Tradegate.
In der Regel haben die Papiere bestimmte Restlaufzeiten. So kam zum Beispiel die Bundesanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren (Wertpapierkennnummer 110238) am 17.7.2015 auf den Markt. Käufer erhalten ihr Geld am 15.8.2025 zurück. Wer die Papiere Mitte Juli kaufte und bis zur Fälligkeit hält, verfügt also noch über eine Restlaufzeit von gut zwei Jahren, bei einer Rendite von 2,68 %.
Wenn Sie diesen Text lesen, haben sich die Renditen natürlich schon wieder etwas geändert. Sie können aber bequem auf der Homepage der Finanzagentur des Bundes nachlesen, wie hoch die Renditen der im Umlauf befindlichen Bundestitel gerade sind.
Was zahlt der Bund zurück?
Wer Bundeswertpapiere kauft, erhält normalerweise einmal jährlich Zinsen, bekannt auch als Kupon. Unverzinst sind in der Regel nur bestimmte Bundesschatzanweisungen. Da die Anleihen wie Aktien gehandelt werden, gibt es für sie einen Kurs. Grundsätzlich gilt dabei: Neue Bundesanleihen werden nach Angaben der Finanzagentur des Bundes grundsätzlich immer zu einem Kurs nahe 100 % ausgegeben. Am Ende der Laufzeit, bei Fälligkeit, wird der Schuldschein stets zum vollen Nennwert, also zum Kurs von 100 %, zurückgezahlt.
Welche Bedeutung haben die Kurse noch?
Die Kurse der Bundeswertpapiere schwanken – in der Regel aber nicht so stark, wie dies bei Aktien der Fall sein kann. Steigen die Zinsen am Kapitalmarkt, etwa aufgrund von Zinserhöhungen der Notenbanken, fallen die Kurse der Anleihen, die bereits auf dem Markt sind. Sinken die Zinsen oder ist die Nachfrage wie zuletzt wegen der Bankenkrise groß, steigen die Kurse. Wer Bundeswertpapiere mit einer bestimmten Restlaufzeit erwirbt, kauft deshalb entweder zu Kursen unter 100 % oder über 100 %.
Wer die Papiere bis zur Fälligkeit hält, kann die Kursschwankungen aber einfach aussitzen. Der Nennwert des Kredits, zum Beispiel 5.000 Euro oder 10.000 Euro, wird dann vom Bund zu 100 % zurückbezahlt. Wer zu einem Kurs von unter 100 % gekauft hat, erzielt zusätzlich zum Zins Kursgewinne. Wer über 100 % gekauft hat, muss beim Halten des Papiers bis zur Fälligkeit Kursverluste hinnehmen.
Es ist auch jederzeit möglich, Bundeswertpapiere vor dem Ende ihrer Laufzeit zu verkaufen, etwa, wenn Sie auf einmal unerwartet Geld brauchen. Sie sind mit den Schuldtiteln des Bundes deshalb flexibler als mit Festgeld, an das Sie nicht vorzeitig herankommen.
Wovon hängt die Rendite ab?
Die Höhe der Rendite, also die effektive Verzinsung, hängt ab vom
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Kaufkurs,
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der Restlaufzeit und
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der Höhe des Zinskupons.
Bei den meisten Bundespapieren, die 2023 im Handel waren, ist die Rendite höher als der Zins. Das liegt daran, dass die Käuferinnen und Käufer Bundeswertpapiere oft zu einem Kurs von unter 100 % erwerben können, aber am Ende die 100 % ausgezahlt bekommen.
Die unverzinste Bundesschatzanweisung (Wertpapierkennnummer 110487) wird am 15.3.2024 zurückgezahlt. Der Kurs belief sich zuletzt auf 98,0 %, die Rendite beträgt trotz der Nullzinsen 3,4 % (Stand: 14.8.2023 – aktuellen Stand erfahren).
Diese Angebote kommen bei den Privatanlegern sehr gut an. Die Nachfrage nach den Bundestiteln ist an den Börsen rasant gestiegen, seit die Zinsen und mit ihnen die Renditen der Bundeswertpapiere wieder angezogen haben. Was die Käufer freut, kostet dem Bund als Schuldner allerdings viel Geld: »Wir leisten dieses Jahr bald 40 Milliarden Euro Kapitaldienst, 2021 waren es vier Milliarden Euro«, rechnete kürzlich Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) vor.
Welche Laufzeiten sind besonders zu empfehlen?
Das hängt von Ihrem persönlichen Bedarf ab. Normalerweise haben Anleihen mit längeren Laufzeiten eine höhere Rendite als die mit kürzeren. Derzeit ist es umgekehrt, man spricht deshalb von einer inversen Zinsstruktur: Die Renditen für Bundeswertpapiere mit rund zwei Jahren Laufzeit sind höher als die mit fünf, zehn oder 30 Jahren bis zur Fälligkeit. Das spricht dafür, kurze Laufzeiten zu bevorzugen.
Bedenken Sie auch: Keiner weiß, wie die Zinszukunft aussieht. Sollten die Zinsen wieder (deutlich) sinken (womit einige Experten bereits Ende 2023 rechnen), könnten sich Anleger jetzt durch den Kauf von Papieren mit längeren Laufzeiten zumindest Renditen von deutlich mehr als zwei Prozent mittel- und langfristig sichern.
Dass Sie damit weit unter der Inflationsrate liegen, ist natürlich klar. Aber festverzinsliche Wertpapiere bzw. Festgeld sollten ja immer nur der Sicherheitsbaustein in einem Wertpapierportfolio sein, in dem auch Aktien beziehungsweise Aktienfonds/Aktien-ETF stecken, um sich die Chance auf höhere Renditen nicht entgehen zu lassen.
Welche Kosten habe ich beim Kauf von Bundeswertpapieren?
Dies hängt von der Bank ab. Da die Anleihen über die Börse gekauft werden, sind die Kaufspesen ähnlich wie beim Kauf von Aktien. Meist ist eine Grundgebühr fällig, plus einem bestimmten prozentualen Anteil vom bezahlten Kurswert.
Diese Gebühren sollten Sie sich unbedingt vorher anschauen. Denn bei einem geringen Anlagebetrag von zum Beispiel 1.000 Euro, einer kurzen Laufzeit und einer hohen Grundgebühr von zum Beispiel 20 Euro fressen die Kosten schlimmstenfalls einen größeren Teil der Rendite auf.
Auch wenn die Banken, wie häufig üblich, 0,5 % vom Kurswert als Orderprovision verlangen, verringert dies die Rendite erheblich. Anders sieht es bei größeren Anlagesummen von zum Beispiel 10.000 Euro aus: Dann sinkt die Rendite vielleicht um 0,2 Prozentpunkte.
Außerdem ist beim Handel mit Bundeswertpapieren auf den An- und Verkaufskurs zu achten. »Brief« ist der Kurs, den Anleger beim Kauf bezahlen, »Geld« der Kurs, zu dem sie das Wertpapier beim Verkauf zurückbekommen.
Bei den Bundeswertpapieren, die viel gehandelt werden, sollte die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs aber minimal sein.
Sind die Schuldscheine des Bundes eine sichere Anlage?
Als Schuldner genießt die Bundesrepublik Deutschland »einen hervorragenden Ruf« bei den großen Investoren. So steht es auf der Homepage der Finanzagentur des Bundes, die die Bundeswertpapiere herausgibt. Schließlich stehe hinter dem deutschen Staat als Schuldner »die Wirtschaftskraft der größten Volkswirtschaft Europas mit ihren Steuereinnahmen und Vermögenswerten«.
Tatsächlich war der Ruf der deutschen Staatsanleihen so gut, dass (internationale) Profi-Investoren in der Ära der Negativzinsen die Papiere sogar dann kauften, wenn sie damit nichts verdienten oder sogar etwas mehr investieren mussten, als sie später wieder zurückbekamen. Der Grund: Sie waren sich sicher, dass der deutsche Staat nicht pleitegeht und sie ihr Geld nicht verlieren werden.
Gibt es bald wieder Bundesschatzbriefe oder Finanzierungsschätze des Bundes?
Millionen Sparer kauften noch vor 20, 30 Jahren Bundesschatzbriefe oder Finanzierungsschätze, also festverzinsliche Papiere des Bundes, ohne Kursrisiko, ohne Kosten mit Zinsen von 5 %, 6 %, teilweise 7 %.
2012 zog sich der Bund aus diesem Anlagegeschäft zurück. Viele Anleger dürften sich nun wünschen, dass der Bund diese Papiere wiedereinführt. Schließlich wäre das eine gute Alternative für alle Anleger, die auf Nummer sicher gehen, kleine Beträge anlegen und es beim Sparen so einfach wie möglich haben wollen.
Doch dazu wird es vorerst nicht kommen. Die Finanzagentur des Bundes teilte dazu auf eine Anfrage der Süddeutschen Zeitung lapidar mit: Es gebe »keine Pläne«, diese Papiere wiedereinzuführen.
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(AI)