Zinswende: So profitieren Sie von steigenden Zinsen bei Tagesgeld und Festgeld
Die Zinsen für Sparguthaben könnten bald langsam wieder ansteigen.

Zinswende: So profitieren Sie von steigenden Zinsen bei Tagesgeld und Festgeld

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Die Zinswende ist da. Die ersten Banken verlangen kein Verwahrentgelt mehr für größere Guthaben. Und beim Festgeld gehen die Zinsen langsam nach oben. Wie können Sie von diesem Zinsanstieg profitieren?

Jahrelang haben Sparer darauf gewartet – jetzt ist es endlich so weit: Die Welt der Geldanlage steht nicht mehr Kopf. Wer Guthaben auf einem Bankkonto sicher anlegt, bekommt wieder Zinsen, anstatt Negativzinsen für Erspartes zu zahlen.

 

Inhalt

 

Geht die Ära der Negativzinsen zu Ende?

Die große Negativzins-Welle hat sich mittlerweile abgeflacht. Bis Anfang Juni erhoben 582 Banken und Sparkassen das sogenannte Verwahrentgelt auf Guthaben im Privatkundengeschäft. Im Firmenkundengeschäft sind es sogar 598 Institute, die ein Verwahrentgelt berechnen. Das ist das Ergebnis einer fortlaufenden Untersuchung des Verbraucherportals biallo.de bei gut 1.200 Geldinstituten.

Doch bald könnte die Zinswelt nicht mehr Kopf stehen: Die ING (früher ING Diba), mit neun Millionen Privatkunden das Institut, auf das viele andere Banken schauen, hat bereits die Freibeträge für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten verzehnfacht, von 50.000, € auf 500.000,– € pro Konto.

Mehr als ein Dutzend Banken haben in den vergangenen Wochen das Verwahrentgelt abgeschafft oder die Freibeträge zumindest deutlich ausgeweitet, darunter sowohl große Banken wie auch kleinere Regionalbanken. Die Deutsche Bank und die Postbank kündigten bereits an, dass sie kein Verwahrentgelt mehr erheben wollen, sobald die Europäische Zentralbank (EZB) selbst keine Zinsen mehr verlangt, wenn Geschäftsbanken bei ihr Geld parken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass andere Geldinstitute sich genauso verhalten werden. Die Ära der Negativzinsen dürfte schon im Herbst 2022 vorüber sein.

 

 

    

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Wovon hängt es ab, wie es mit den Negativzinsen weitergeht?

Die EZB hat bereits angekündigt, dass sie bei ihrer Sitzung am 21. Juli die Leitzinsen um jeweils 0,25 % anheben wird. Im September werde dann "ein größerer Zinsschritt" möglich sein. Derzeit müssen Banken für Geld, das sie bei der EZB parken, noch 0,5 % Zinsen zahlen, das ist auch meist der Satz, den die Kreditwirtschaft als Negativzins auf ihre Kunden umlegt. Erreicht dieser Zinssatz für die Einlagen der Geschäftsbanken wieder die Marke von 0 %, heißt das für die Bankkunden: Die Negativzinsen werden mit großer Wahrscheinlichkeit verschwinden.

Bei einer Umfrage von biallo.de bei knapp 30 großen Banken und Sparkassen hatte bereits mehr als die Hälfte der Institute angegeben, Negativzinsen komplett streichen zu wollen, wenn der Einlagezins der EZB 0 % beträgt.

Wird das Tagesgeldkonto neu entdeckt?

Wahrscheinlich können Sie sich noch daran erinnern: Es gab Zeiten, da zahlten manche Direktbanken und Spezialanbieter 2 %, 3 % oder sogar 4 % Zinsen für täglich verfügbare Guthaben auf Tagesgeldkonten. Davon können Sparer vorerst weiter nur träumen. Noch werden im Durchschnitt gerade einmal 0,05 % Zinsen gezahlt.

Es ist aber wahrscheinlich, dass das Tagesgeldkonto eine Art Wiedergeburt erlebt, wenn es sich wirklich wieder lohnen sollte, Erspartes vom Girokonto auf das Tagesgeldkonto zu überweisen. Die niederländische ING, die einst mit dem Basketball-Star Dirk Nowitzki als Werbeträger Tagesgeld in Deutschland populär machte, gibt zumindest seit dem 1. Juli Neukunden wieder die Möglichkeit, ein Tagesgeldkonto zu eröffnen. Und sollte sich das Zinsumfeld weiterhin positiv entwickeln, werden bald auch wieder höhere Zinsen bezahlt.

Wer bietet mir derzeit überdurchschnittlich gute Konditionen beim Tagesgeld?

Die Zinsen für Guthaben auf Tagesgeldkonten sind in der Regel variabel. Die Höhe hängt vor allem davon ab, wie hoch oder niedrig die Zinsen am Kapitalmarkt sind. Derzeit sind deshalb immer noch gute Angebote für Anleger rar, die mit einem Tagesgeldkonto möglichst flexibel bleiben, jederzeit Zugriff auf ihr Geld haben oder einfach Erspartes als Reserve für den Notfall oder größere Anschaffungen verfügbar haben möchten. Zu den Topanbietern zählt die französische Renault Bank direkt, die Neukunden 0,20 % Zinsen für Guthaben auf ihrem Tagesgeldkonto für drei Monate garantiert. Danach fällt der Zins allerdings auf das Niveau für Bestandskunden zurück. Hier liegt der Zinssatz bei mickrigen 0,05 % pro Jahr.

Auch bei dem Angebot der Renault Bank ist allerdings zu bedenken: Nur wenn Sie bereit sein sollten, ein Konto als Neukunde zu eröffnen, sind für Sie für ein paar Monate die derzeit nur minimal höheren Zinsen drin. Den meisten Anlegern dürfte das Zins-Hopping aber zu aufwendig sein, zumal sie dann neue Freistellungsaufträge ausfüllen müssen, um ihre Zinserträge steuerfrei zu stellen.

Wir empfehlen deshalb, für Tages- und Festgeldkonten Kreditinstitute zu wählen, die langfristig zumindest bessere Konditionen als die meisten Wettbewerber bieten. Das galt in den vergangenen Jahren auch für die Renault Bank, die unter die französische Einlagensicherung von 100.000,– € fällt.

Haben sich die Angebote für Festgeld verbessert?

Mit der Zinswende wird auch Festgeld beliebter werden. Festgelder lassen sich zum Beispiel für drei, sechs oder zwölf Monate oder auch für zwei oder drei Jahre anlegen. Das hat zwei Vorteile: Sie wissen genau, mit welchen Erträgen Sie rechnen können. Und die Zinsen sind etwas höher als beim Tagesgeld.

Im Mai und Juni haben einige Institute ihre Zinsen zum Teil kräftig erhöht. Dazu zählen heimische, aber oft weniger bekannte Anbieter wie die SWK Süd-West-Kreditbank, die Creditplus Bank, die Deutsche Pfandbriefbank (Pbb Direkt) oder die Bausparkasse Debeka.

Das beste Festgeld mit deutscher Einlagensicherung kommt nach Angaben des Verbraucherportals biallo.de von der Deutschen Pfandbriefbank, die für zwölf Monate 0,50 % anbietet. Die Creditplus zahlt bei zweijähriger Laufzeit sogar 1 % pro Jahr, gefolgt von der Pfandbriefbank (0,8 %), der Isbank und SWK Bank, die für 24 Monate 0,65 % bis 0,75 % pro Jahr bieten.

Ausländische Institute rücken allerdings für Festgeld oft mehr als deutsche Geldhäuser heraus. Die schwedische Klarna-Bank zahlt inzwischen sogar 1,23 % Zinsen für Festgeld mit einer Laufzeit von zwölf Monaten bei einer Einlagensicherung von bis zu 100.000,– €. Für 24 Monate angelegt, springen bei Klarna sogar 1,48 % heraus. Allerdings lässt sich das Festgeldkonto nur in Verbindung mit der Klarna-App abschließen, die vorher herunterzuladen ist.

Zum Vergleich: Der durchschnittliche Zinssatz bei Festgeld (zwölf Monate, Anlagebetrag 5.000,– €) liegt bei gerade einmal 0,20 %, hat sich damit aber binnen sechs Wochen fast verdoppelt. Das ergibt der Vergleich von 50 Angeboten bei biallo.de.

Bitte denken Sie daran: Diese Zinssätze sind nur Momentaufnahmen, da sich die Konditionen für Tages- und Festgelder täglich ändern können.

Wie kann ich Festgeld am sinnvollsten nutzen?

Wer sein Festgeld zu lange anlegt, z.B. für drei Jahre, hat nichts davon, wenn die Zinsen in naher Zukunft höher klettern. Eine Wiederanlage ist ja normalerweise erst nach drei Jahren möglich.

Sparer können deshalb z.B. einen Teil für sechs Monate, einen weiteren Teil für zwölf Monate und gegebenenfalls für 18 oder 24 Monate anlegen. Ihr Vorteil: Sie können dann schrittweise mit einem Teil Ihres Geldes umsteigen und von besseren Konditionen profitieren, falls die Zinsen anziehen.

Worauf sollten Sie bei der Kündigung von Festgeld achten?

Normalerweise sollten Anleger Festgeld einige Tage vor Ende der vereinbarten Sparlaufzeit kündigen. Sonst kann es passieren, dass die Bank das Geld einfach sofort wieder neu anlegt. Die dann gezahlten Zinsen können aber viel niedriger als vorher sein, und an das Geld kommt man bis zur nächsten Fälligkeit nicht heran.

Viele Anbieter fragen jedoch rechtzeitig ihre Kunden, was sie mit dem Geld in Zukunft tun wollen.

Gehen Sie auf Nummer sicher. Wenn Sie Festgeld angelegt haben und das Formale unter Dach und Fach ist, schreiben Sie sofort der ausgewählten Bank, dass Sie das Festgeld zur Fälligkeit kündigen und dann den Anlagebetrag plus Zinsen zurückerhalten wollen. So werden Sie die rechtzeitige Kündigung, falls erforderlich, nicht vergessen.

Wie sicher ist das Ersparte auf Festgeldkonten?

Empfehlenswert ist es, genau darauf zu achten, bis zu welcher Obergrenze das Ersparte bei einer Insolvenz der Bank gesichert ist.

Halten Sie sich an folgende Faustregel: Egal ob im In- oder Ausland, legen Sie nie mehr als 100.000,– € bei einer Bank an, denn nur bis zu dieser Höhe ist gesetzlich garantiert, dass Sie Ihr Erspartes im Falle einer Bankpleite zurückbekommen.

Wer ganz auf Nummer sicher gehen will und Angst hat vor einer möglichen Wiederkehr der Eurokrise, meidet die Festgeldangebote von Banken aus stark verschuldeten Eurostaaten, wie z.B. Italien.

(MS)

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