Themenfonds: Beliebt bei Anlegern, aber gefährlich
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Es geht um saubere Energie oder Gesundheit, um die Blockchain-Technologie, Datensicherheit oder Kreislaufwirtschaft. Fonds, die sich mit ihren Investments auf (vermeintliche) Zukunftstrends konzentrieren, werden bei privaten Anlegern immer beliebter. Doch Vorsicht: Wer solche Themenfonds oder Themen-ETFs in seinem Portfolio favorisiert, hat zwar die Aussicht auf überdurchschnittlich hohe Renditen, trägt aber auch ein exorbitant hohes Verlustrisiko.
Vor allem im vergangenen Jahr verloren Anleger mit den Fonds viel Geld. Was Sie daraus lernen können, wie Sie Themenfonds sinnvoll in eine langfristige Anlagestrategie einbauen können – dazu folgend unser Leitfaden.
Inhalt
Warum sind Themenfonds so beliebt?
Internationale Untersuchungen zeigen, dass Themenfonds besonders bei unerfahrenen Anlegern beliebt sind. Meist handelt es sich dabei um Männer, die in der Regel bei der Geldanlage risikobereiter als Frauen sind und einen Wunsch haben: schnell und mit wenig Aufwand reich werden. Solche Anleger, die sehen, dass die Kurse von Themenfonds gestiegen sind, springen mit ihrem Geld auf den fahrenden Zug auf, in der Hoffnung auf eine Zukunftsbranche mit hohem Wachstum und rasant steigenden Gewinnen zu setzen.
Auch deshalb haben sich die Netto-Neuinvestitionen in den Themenfonds in den vergangenen Jahren mehr als vervierfacht. Laut dem Finanzportal Extra-ETF waren bis Ende Juli 2022 bereits 177 Milliarden Euro allein in 420 Themen-ETFs mit 70 unterschiedlichen Anlageschwerpunkten investiert. Besonders gefragt waren demnach zuletzt Exchange Traded Funds (ETFs) mit Aktien von Unternehmen, die in den Bereichen Gold, Zukunft der Ernährung. Landwirtschaft und digitale Infrastruktur tätig sind. Hinzu kommen etliche Hunderte aktiv gemanagte Themenfonds, die ebenfalls bei privaten Investoren sehr beliebt sind.
Themenfonds: Anleger sollten die Interessen der Finanzindustrie im Blick haben
Natürlich wissen Banken, Fondsgesellschaften und ETF-Anbieter, dass Anleger auf der Jagd nach schnellen Gewinnen sind. Sie entwerfen deshalb bewusst Themenfonds und Themen-ETFs mit populären Themen, über die viel in den Medien berichtet wird. Bis die neuen Produkte auf dem Markt platziert sind, ist der Hype aber oft schon vorbei.
Die fatale Folge: Anlegerinnen und Anleger springen zu spät auf die neuen Trends auf, wenn das Interesse der großen Investoren an dem Thema bereits seinen Höhepunkt überschritten hat. Die privaten Anleger kaufen aber noch die Fonds- und ETF-Anteile zu hohen Kursen ein und müssen dann schlimmstenfalls zusehen, wie ihre Fonds erst einmal stetig an Wert verlieren.
Aussagen/Prognosen, wonach Themenfonds besonders gute Aussichten hätten, überdurchschnittlich starke Kursgewinne zu erzielen, sollten Sie mit Vorsicht zur Kenntnis nehmen. Viele Themen, egal ob es um Wasserstoff, Cannabis oder vegane Ernährung geht, wurden erst vor Kurzem populär. Ob sich damit aber wirklich langfristig einmal viel Geld verdienen lässt, steht in den Sternen. Denken Sie nur einmal an die großen Hoffnungen, die viele Anleger und Anlegerinnen vor mehr als 20 Jahren in die deutsche Solarenergie-Branche setzten. Viele Solarfirmen gingen pleite, weil sie nicht mehr mit den Billigangeboten aus China konkurrieren konnten.
Daher ist es gut zu wissen: Jede Investition in einen Themenfonds ist eine Wette auf die Zukunft. Ob sich das Thema wirklich am Markt durchsetzt, werden Sie erst in fünf, zehn oder noch mehr Jahren wissen.
Warum 2022 für Themenfonds ein ganz schlechtes Jahr war
Das Analysehaus Scope hat 132 Aktienfonds unter die Lupe genommen, die für Anleger in Deutschland zugänglich sind und auf mehrere Themen gleichzeitig setzen. Der Großteil darunter sind aktiv gemanagte Fonds, nur sieben sind als Exchange Traded Funds (ETFs) aufgelegt. Neun von zehn der Produkte sind global ausgerichtet. Das Ergebnis ist für die Finanzbranche alles anders als ein Ruhmesblatt: So erzielten 2022 bis zum Stichtag 30. November die untersuchten Multithemenfonds im Durchschnitt ein Minus von 16 %. Beim Durchschnitt von 840 global orientierten Aktienfonds, die Scope zum Vergleich herangezogen hat, verringerte sich der Wert hingegen nur um etwa 11 %.
Noch größer ist der Abstand zum Weltindex MSCI World, der die Kursentwicklung von rund 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern widerspiegelt. Der MSCI World, den etliche ETFs nachbilden, wies in den ersten elf Monaten laut Scope nur ein Minus von etwas mehr als 6 % aus.
Wie sieht es langfristig mit der Wertentwicklung aus?
Klar, das Jahr 2022 war für die meisten Anleger ein miserables Jahr. Der Überfall Russlands auf die Ukraine, die steigenden Energiekosten, die hohe Inflation und die weltweiten Probleme bei der Lieferung von Gütern rund um den Globus führten zu einem Kursrutsch an den internationalen Börsen, der auch an den Themenfonds nicht spurlos vorbeigehen konnte.
Auffällig ist aber schon, dass die Fonds nicht nur kurzfristig in diesem Jahr, sondern auch langfristig schlechter abschneiden als der breite Aktienmarkt. So legten die Themenfonds binnen drei Jahren laut der Scope-Untersuchung pro Jahr im Durchschnitt um etwa 5 % zu. Der Weltindex MSCI World gewann aber in diesem Zeitraum jedes Jahr 10 %. Je nach Thema konnten einzelne Fonds aber besser oder schlechter als der MSCI World abschneiden.
Die Underperformance im langfristigen Vergleich wird bestätigt durch eine Untersuchung des Finanzportals extraETF. Demnach erzielten alle Themen-ETFs in den vergangenen fünf Jahren bis Ende Juli 2022 ein Plus von durchschnittlich 49,5 %. Der Weltindex MSCI World legte in diesem Zeitraum allerdings um 74,4 % zu.
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Welche besonderen Risiken gibt es bei Themenfonds?
Eigentlich wird mit Themenfonds und Themen-ETFs die ursprüngliche Idee der Fondsanlage konterkariert. Fonds waren deshalb eine gute Anlageidee, weil Anleger damit nicht alles auf eine Karte setzen, sondern das Geld auf viele verschiedene Aktien oder Anleihen verteilt, also möglichst risikoarm und breit gestreut in verschiedene Branchen und Länder investiert wird.
Themenfonds decken hingegen nur ein bestimmtes Segment der Wirtschaft ab. Deshalb kann ihre Wertentwicklung auch viel stärker schwanken als etwa bei einem breit aufgestellten, weltweit investierenden Fonds. Oft stecken in diesen Fonds oder ETFs auch nur 30 bis 100 Unternehmen eines bestimmten Segments – also meist viel weniger als in global anlegenden Aktienfonds. Dies kann dazu führen, dass einige wenige Firmen überdurchschnittlich große Anteile von insgesamt mehr als 50 % des Fonds innehaben.
Dadurch entsteht für Anleger letztlich ein »Klumpenrisiko« und sie sind vom Wohl und Wehe einiger weniger Firmen abhängig.
Wie hoch sind die Kosten bei Themenfonds?
Themenfonds und Themen-ETFs sind tendenziell teurer als breit gestreute Fonds, die in eine große Anzahl von Unternehmen investieren. Das zeigt eine Studie der Hochschule Luzern. Demnach sind die Gebühren bei aktiv verwalteten nachhaltigen Themenfonds im Durchschnitt um einen halben Prozentpunkt höher als bei nichtthematischen Fonds. Bei Themen-ETFs sind es gegenüber normalen ETFs fast 0,25 Prozentpunkte mehr, »was fast dem doppelten Kostensatz entspricht«, heißt es in der Studie.
Das wird auch durch eine Untersuchung von ExtraETF bestätigt. Die Experten ermittelten ebenfalls mehr als doppelt so hohe laufende Kosten wie bei Standardindizes. Während bei den großen Indizes die jährlichen Verwaltungsgebühren zwischen 0,1 % und 0,3 % liegen, können sie bei den teuersten Themen-ETFs in der Spitze über 0,8 % betragen. Hohe Kosten gehören aber bekanntlich zu den größten Renditekillern bei der Geldanlage.
Investieren Sie beim langfristigen Vermögensaufbau nur einen kleinen Teil Ihrer Ersparnisse in Themenfonds und Themen-ETFs. Solche speziellen Anlagen sollten nicht mehr als 5 % bis 10 % des gesamten Portfolios ausmachen. Auch sollten Sie, falls Sie monatlich in solche Fonds anlegen wollen, einen langen Anlagezeitraum von mindestens zehn Jahren einkalkulieren, um schwache Börsenphasen aussitzen zu können. Prüfen Sie auch, ob Sie nicht den Themenbereich des Fonds mit anderen Investments abgedeckt haben. Und investieren Sie nur in solche Fonds, wenn Sie trotz starker Kursschwankungen ruhig schlafen können.
(AI)