Influencer & Steuern: Behörden intensivieren Prüfungen
Auch die Finanzämter interessieren sich für Influencer und Content Creator. -Symbolbid-

Influencer & Steuern: Behörden intensivieren Prüfungen

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Influencer und Content Creator stehen zunehmend im Fokus der Finanzbehörden. Der Bayerische Oberste Rechnungshof (ORH) und das Finanzministerium Nordrhein-Westfalen machen deutlich: Die Steuerpflicht gilt auch für Einnahmen aus Social Media – und Verstöße werden konsequent verfolgt.

 

Inhalt

 

Influencer: Steuerinformationen fehlen oft

Eine Untersuchung des Bayerischen Obersten Rechnungshofs (ORH) an acht bayerischen Finanzämtern zeigte: Viele Influencer kommen ihren steuerlichen Pflichten nicht nach. In den geprüften Steuerakten von 266 Influencern aus den Jahren 2019 bis 2021 fehlten oft grundlegende Informationen, zum Beispiel zu Plattformen, Einnahmequellen oder sogar zur Existenz einer Steuernummer. Besonders problematisch: Einnahmen in Kryptowährungen oder über Plattformen mit schwer nachvollziehbaren Zahlungsströmen.

Um diese Lücken zu schließen, empfiehlt der ORH unter anderem:

  • Auskunftsersuchen an Social-Media-Plattformen

  • Erweiterte Fragebögen zur steuerlichen Erfassung

  • Eine spezialisierte Online-Taskforce zur Unterstützung der Finanzämter

Ziel ist es, die Besteuerung von Social-Media-Einkünften transparenter und effektiver zu gestalten.

NRW: Taskforce gegen Steuerbetrug im Netz

Nordrhein-Westfalen geht noch einen Schritt weiter. Das neu gegründete Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität (LBF NRW) bündelt seit Anfang 2025 die Steuerfahndung des Landes mit rund 1.200 Expertinnen und Experten.

Ein eigenes Influencer-Team analysiert derzeit ein Datenpaket mit 6000 Datensätzen von großen Social-Media-Plattformen. Das steuerstrafrechtlich relevante Volumen: rund 300 Millionen Euro.

Im Fokus stehen professionelle Influencer, die mit hoher krimineller Energie ihre steuerlichen Pflichten umgehen. Stephanie Thien, Leiterin des LBF NRW, betont:

»Im Fokus unseres Influencer-Teams stehen ausdrücklich nicht junge Menschen, die ein paar Follower gesammelt und ein paar Cremes oder Kleider beworben haben. Das LBF NRW hat auch auf den sozialen Netzwerken die großen Fische im Visier.« (Quelle)

Influencer: Dubai schützt nicht vor Steuern in Deutschland

Die Ermittlungen sind komplex: Viele Influencer verlagern ihren Wohnsitz ins Ausland, etwa nach Dubai, um sich der Steuerpflicht zu entziehen. Doch das LBF NRW hat Methoden entwickelt, um durch Analyse der Social-Media-Aktivitäten den tatsächlichen Wohnsitz nachzuweisen.

In der Folge können Durchsuchungsbeschlüsse und sogar Haftbefehle erwirkt werden. Derzeit laufen rund 200 Strafverfahren gegen Influencerinnen und Influencer in NRW – die Fälle aus dem neuen Datenpaket noch nicht mitgerechnet.

»Die meisten unserer Verdächtigen können die Steuerschuld rasch begleichen, ausreichend Vermögen ist in der Regel vorhanden«, erklärt Thien. »Allerdings zeigt sich der Vorsatz, mit dem die Social-Media-Steuerbetrüger agieren, auch in einem überproportional hohen Anteil von Wiederholungstäterinnen und -tätern.«

Was bedeutet das für Influencer?

Wer regelmäßig Einnahmen über Social Media erzielt, zum Beispiel durch Werbung, Abos, Affiliate-Links oder andere Kooperationen, sollte seine steuerliche Situation genau prüfen. Auch kleinere Creator sind nicht automatisch aus dem Schneider: Wer Einnahmen erzielt, ist grundsätzlich steuerpflichtig.

Die Behörden haben ihre Methoden verbessert und arbeiten zunehmend digital und vernetzt. Wer seine Pflichten ignoriert, riskiert Nachzahlungen oder sogar Strafverfahren.

Fazit: Keine Panik, aber Verantwortung

Nicht jeder, der ein paar Produkte auf Instagram zeigt, muss jetzt Angst vor einer Hausdurchsuchung haben. Aber: Wer professionell auf Social Media unterwegs ist, sollte sich mit dem Thema Steuern ernsthaft auseinandersetzen.

(MB)

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